Schweizer Medien ignorieren die bewegte Mitte

von Steffen Greschner am 19. Oktober 2011

Nachdem in der Schweiz seit einiger Zeit durch die Grünliberalen eine neue Bewegung in der Politik herrscht, hoffen jetzt auch die Schweizer Piraten auf Erfolg. Auffällig ist, das in der Schweiz kaum über die Piraten berichtet wird. Die Medienschaffenden haben sich wohl für kollektives Schweigen entschieden, wie Vimentis treffend analysiert:

Es​ braucht eine gehörige Portion politischen Desinteresses, um diese Ereignisse in Deutschland zu übersehen. Aber die Schweizer Medien, trotz ihres ureigentlichen Auftrags zwischen Politik und Öffentlichkeit zu vermitteln, haben es geschafft diese Veränderungen zu ignorieren.

 Man könnte auch sagen, die Medien berichten nicht, weil sich die Leute dafür nicht interessieren. Aber das widerspricht meinen Erfahrungen im Strassenwahlkampf. Die Leute sind neugierig, was es mit der Piratenpartei auf sich hat, wofür steht sie, was sind die politischen Ziele, warum engagiert sich eine Jugend, der man bisher Begeisterung nur für I-Pod und „Killerspiele“ zugetraut hat.

Es​ gibt noch eine weitere Sicht der Dinge, die mir fast am Meisten zu denken gibt. Im Verschwiegenen sagen mir Medienschaffende, dass über die Piratenpartei nicht berichtet wird, weil es sich für die Medien politisch nicht lohnt. Politik und Medien sind aufeinander angewiesen, Politik braucht Öffentlichkeit und Medien exklusive Informationen aus der Politik. „Treffpunkt Bundesplatz“ war eine gebührenfinanzierte Lobbying-Aktion der SRF. Die geladenen Politiker werden sich mit politischen Goodwill bedanken. Wer Piraten thematisiert hat keine Gefälligkeiten zu erwarten, eher schauen die etablierten grimmig.

In Österreichischen Medien tauchen die Schweizer Piraten wenigstens noch auf, auch wenn sie nicht sonderlich ernst genommen werden:

Ein anderes Anliegen sind Computerspiele. Bei diesem Thema läuft der Piraten-Kapitän so richtig heiß: “Sie sind ein Problem, weil sie zu einem Problem gemacht werden. National- und Ständerat haben gesagt, Spiele, wo das Töten von Menschen zum Spielerfolg beitrage, dürfen nicht verkauft oder importiert werden. Aber das ist statistischer Unfug. Das beweist der Alltag. Es gibt ja nicht jeden Tag Amokläufe.

Am 23. Oktober wird man sehen, ob die bewegte Mitte auch in Schweizer Parlament einzieht. Dann wählen die Schweizer ein neues Parlament. Spannend wird auch, wie das eVoting angenommen wird. Während in Deutschland Briefwahl noch als Trend gesehen wird, ist es in der Schweiz schon lange vollkommen normal.

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