Apps4D: Transparenz-Zug fährt am BMI vorbei

von Steffen Greschner am 9. November 2011

Gestern hat Bundesinnenminister Friedrich den Apps4Deutschland Wettbewerb ausgerufen. Die einschlägigen Blogs haben zum Start mal kürzer und mal länger darüber berichtet. Wir haben uns lange überlegt, ob wir überhaupt darüber schreiben wollen, nachdem wir uns die Ausschreibung für den Wettbewerb vor einigen Wochen angeschaut hatten.

Der Projekttitel “Apps4Deutschland” ließ schon im Vorfeld erahnen, was sich in den ersten Statements bestätigt. Das Projekt hat hat weniger mit einer ernst gemeinten Open Government Initiative, sondern ist vielmehr der gut inszenierte Sprung auf den Mainstream-Zug unseres Innenministers:

„Die Anforderungen an die Verwaltung sind in den letzten Jahren weiter gestiegen – durch den technologischen Wandel, die Erwartungen der Öffentlichkeit an Transparenz und Tempo von Verwaltungshandeln und nicht zuletzt durch die demografische Entwicklung. Ein Schlüssel für eine zukunftsfeste Verwaltung liegt daher in der übergreifenden Vernetzung und Zusammenarbeit der Behörden sowie in Transparenz, Teilhabe und Zusammenarbeit mit Bürgern und Unternehmen.“

Im Bullshitbingo PR-Kampf um hippe Schlagwörter belegt das Statement sicherlich einen Topplatz – mehr aber auch nicht. Schade, dass aus einer eigentlich gut gedachten Initiative mit einigen guten Initiatoren aus Sicht des BMI ein wirtschaftlich getriebener Wettbewerb geworden ist, bei dem Terrorabwehr und Transparenz in ein und derselben Pressemeldung auftauchen. Frei nach dem Motto “hier ein paar Datenhäppchen zum Spielen” wünscht man sich coole, stylische und am liebsten natürlich möglichst piratige Apps4Deutschland.

Der Freitag hat es schön zusammengefasst:

Deutschland braucht keine Apps4-Wettbewerbe, sondern ein Programm zur langfristigen Förderung einer Open-Data-Infrastruktur. Und nein, die Veranstaltung unter dem Schirm des Innenministers ist nicht der erste Schritt in diese Richtung, sondern eine Beitrag zur Verschwendung von Zeit und Ressourcen.

Ad absurdum wird der Wettbewerb vor allem dadurch geführt, dass die Bundesregierung noch vor wenigen Wochen jegliche Transparenz im Keim erstickt hat.

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