Institutionen werden von der (Lebens)Realität abgehängt

von Steffen Greschner am 16. Juli 2012

Nicht nur die Arbeitswelt steht in vielen Bereichen vor einem grundlegenden Wandel oder steckt längst mitten drin. Crowd- und Coworking, die Verteilung von Arbeit auf sich flexibel zusammenfindende Netzwerke und der permanente und räumlich unabhängige Zugang zu Daten, verändern nicht nur Arbeitsabläufe, sondern auch die Lebensrealität der folgenden Generationen.

Die Generation der heute 30-Jährigen, die ganz selbstverständlich mit Internet und sozialen Netzwerken aufwuchs, ist es gewohnt zu teilen, zu empfehlen, im kollektiv zu arbeiten, das eigene Privatleben offen und transparent zu handhaben und sich Information jederzeit und überall im Internet abzurufen, anstatt sie auswendig zu lernen.

In einem sehr lesenswerten Artikel im Fachmagazin „Marketing und Kommunikation“ hat Reto Baumgartner die Wünsche der “neuen Generation” sehr gut beschrieben:

Digital Natives streben nach einer sinnvollen, erfüllenden Tätigkeit. Eine transparente Kommunikationskultur ist ihnen wichtig, ebenso ein hohes Maß an Freiheit und Flexibilität, die Zusammenarbeit in Teams und selbstverständlich der Zugang zu neuesten Technologien und Medien.

Wenn es um die Begründung von Entscheidungen geht, wollen sie überzeugt, nicht überstimmt werden. Stimmen diese Faktoren, dann ist ihre Identifikation mit dem Unternehmen sehr hoch, und sie sind mit Leidenschaft dabei.

Es steht eine Generation in den Startlöchern, die ganz selbstverständlich gelernt hat, dass die gewohnten Prinzipien von Sicherheit, lebenslangem Arbeitsplatz, Boni-Zahlungen und Heimlichkeiten nicht funktioniert haben. Freiheit, Flexibilität und Selbstbestimmung sind die neuen Werte.

Von bestehenden Institutionen fühlt sich eine komplette Generation in den meisten Fällen zunehmend behindert, anstatt unterstützt. Egal, ob GEMA, Urheberrecht und Leistungsschutzrecht, Gewerkschaften oder der Zwang zur Rentenversicherung. Mit der Lebensrealität haben die Werte, ehemals meist positiv gedachter Institutionen, oft immer weniger zu tun und wandeln sich stattdessen ins Gegenteil.

Anstatt die neue Welt mit Zwang den bestehenden Werten anzupassen, braucht es viel mehr Gesamtgesellschaftliche Debatten, wie sich die Gesellschaft in Zukunft organisieren möchte.

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