Wird der Südwesten zum Grünliberalen Testprojekt?

von Steffen Greschner am 22. Oktober 2012

In Baden-Württemberg passiert, was sich vor wenigen Jahren wohl kaum jemand vorstellen konnte: Nach dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, ist jetzt mit Fritz Kuhn auch der Stuttgarter Oberbürgermeister von den Grünen.

Dass diese Entwicklung den Nerv der Zeit und vor allem die Einstellung der “modernen Städter” trifft, haben heute einige Medien festgestellt. Mit leichter Verwunderung, dass dies gerade in einer der industriell und wirtschaftlich stärksten Regionen Europas passiert.

Die taz titelt mit der “Grünen Republik Baden-Württemberg“:

Dennoch ist die absolute Mehrheit für Kuhn im zweiten Wahlgang keine Sensation. Sie ist Ausdruck der veränderten gesellschaftlichen und politischen Realitäten im Land Baden-Württemberg mit seinem grünen Ministerpräsidenten und in der Stadt Stuttgart, wo die Grünen die größte Fraktion im Gemeinderat stellen und die kulturelle Hegemonie übernommen haben.

Die Zeit spricht von einem “Grünen Fanal für Deutschland“:

Der Sieg jetzt kann darum Nachhaltigkeit zur Folge haben, in der Stadt, im Spitzenland Baden-Württemberg und darüber hinaus: geradezu als grünes Fanal für jede kommende Wahl. Bayern ist dann auch nicht mehr so weit entfernt.

Die Stuttgarter Zeitung sieht eine bürgerliche “Grüne Welle über den Südwesten ziehen“:

So, wie CDU, FDP und Freie Wähler das bürgerliche Lager definieren, existiert es nicht mehr. In dem Maße, in dem grüne Positionen tief in die konservative Klientel eingedrungen sind, hat die CDU ihre strukturelle Mehrheitsfähigkeit in Stadt und Land verloren.

Der Südwesten könnte damit zu einem grünen Testlabor für die Aufgaben der Zukunft werden. Sowohl Kretschman, wie auch Kuhn gelten eher als rationale Politprofis, denn als radikale Grüne. Obwohl meist von der konservativen Richtung gesprochen wird, kann die Entwicklung der Grünen in BW wohl fast schon mit den Grünliberalen in der Schweiz vergleichen.

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