Lokalpolitik live im Netz: von der Mehrheit gewünscht

von Steffen Greschner am 3. Dezember 2012

In immer mehr Städten und Gemeinden werden Ratssitzungen ins Internet übertragen oder sind im Nachgang als Video abrufbar. Wie solche Übertragungen genutzt würden oder warum manche auch dagegen sind, haben wir, gemeinsam mit einem lokalen Nachrichtenmagazin, in einer kleinen Umfrage zu ergründen versucht:

255 der 378 Abstimmungsteilnehmer sprechen sich grundsätzlich für eine Übertragung von Gemeinderatssitzungen ins Netz aus. Das entspricht einer Befürworter-Quote von 67 Prozent, wenn man es nach Personen betrachtet:

Pro-/ Contra-Verteilung nach abgegebenen Stimmen

Im Detail haben sich die Antworten auf die gestellten Fragen folgendermaßen verteilt.

Prozentuale Verteilung aller Antworten

Spannend sind die Nutzungswünsche der Befürworter: Obwohl sich eine deutliche Mehrheit für Liveübertragungen ausgesprochen hat, gibt nicht einmal ein Viertel der Befürworter an, in Zukunft jede der Sitzungen live verfolgen zu wollen. Annähernd die Hälfte würde dagegen die Möglichkeit nutzen und bei interessanten Themen zuschalten.

Exakt ein Drittel der Befragten wünscht sich die Möglichkeit, die Sitzungen zeitunabhängig als Video auch im Nachgang an die Gemeinderatssitzungen schauen zu können:

Nutzungswünsche der Befürworter

Bei denen, die Übertragungen ablehnen, sind die Gründe ebenfalls sehr unterschiedlich verteilt. Rund ein Drittel gibt an, sich grundsätzlich keine der Sitzungen anschauen zu wollen, während ein weiteres Drittel die bisherigen Möglichkeiten, persönlich zu den Sitzungen gehen zu können, für ausreichend hält.

Interessant ist, dass die Mehrheit die Ablehnung damit begründet, dass durch die Übertragungen offene Debatten und Diskussionen gestört oder verhindert werden könnten:

Gründe für Ablehnung der Liveübertragungen

Die Umfrage fand nur unter den Lesern der Tegernseer Stimme statt und erhebt deswegen keinen Anspruch repräsentativ zu sein. Trotzdem erlaubt sie einen kleinen Einblick in die Wünsche der Bürger. So will kaum jemand wirklich jede Sitzung live verfolgen, während sich die große Mehrheit aber die Möglichkeit wünscht, live oder zeitversetzt zuschalten zu können – sollten die jeweiligen Themen interessieren.

Überrascht hat uns, dass die Mehrheit der Ablehnungen damit begründet wurde, dass durch Film- und Tonaufnahmen Debatten und Diskussionen verhindert würden. Das verdeutlicht, wie sehr das Verständnis von Transparenz einer neuen Öffentlichkeit den gewohnten und teils intransparenten Abläufen politischer Prozesse entgegensteht.

Vorheriger Beitrag:

Nächster Beitrag: