Drei spannende Zukunftszenarien unserer Gesellschaft

von Steffen Greschner am 4. Dezember 2012

Vor einiger Zeit haben wir hier eine Initiative des Fraunhofer Institutes vorgestellt: Das “Innovationsnetzwerk Morgenstadt“. Auf der Suche nach möglichen Formen des städtischen Zusammenlebens, hat man dort inzwischen drei mögliche Zukunftsszenarien entworfen, die recht spannend klingen.

Spannend deswegen, weil die Initiatoren nicht den Anspruch erheben, eine vorgegebene Zukunft zu prognostizieren, sondern drei unterschiedliche Wege aufzeigen, wie und wohin sich eine Gesellschaft entwickeln könnte – als Diskussionsgrundlage für weitere politische und gesellschaftliche Weichenstellungen.

Szenario 1: Starke Stadt

In dieser Vision ist die Stadtverwaltung der Spielmacher für die nachhaltige Stadtentwicklung, wird dabei aber durch die Privatwirtschaft unterstützt. Die Stadt und ihre Prozesse sind aufgrund einer sehr durchsetzungsfähigen, aber auch langfristig an den Bedarfen der Bürger und der Wirtschaft orientierten Stadtverwaltung zentral organisiert, was sich auf nahezu alle Bereiche (Energie, Mobilität etc.) auswirkt.

Szenario 2: Starke Bürger

In dieser Welt nimmt der mündige Bürger eine aktive Rolle in der Gestaltung der Stadt ein, da diese nur noch ein Minimum der heute bekannten Dienstleistungen anbietet. Durch die zunehmende Vernetzung von Interessen, Bedarfen, Dienstleistungen und Angeboten entsteht eine hochemanzipierte und selbstständige Stadtbevölkerung, die revolutionäre Ansätze beim Erreichen der Energiewende und weiterer technischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Zielstellungen verfolgt und umsetzt.

Szenario 3: Starke Stadtteile

Als Mittelweg zwischen der Gesamtstadt und dem einzelnen Bürger bieten vorhandene und neu entstehende Quartiersstrukturen eine Art Mikro-Community, in der gemeinsame Interessen im Plenum diskutiert und mit vereinten Kräften umgesetzt werden können. In verschiedenen Technologiebereichen (IKT, Energie, Mobilität etc.) entstehen verstärkt community-basierte Geschäftsmodelle und Dienstleistungsangebote, die die Autonomie des Quartiers bzw. des Stadtteils stärken

Die einzelnen Szenarien sind sehr ausführlich beschrieben, was von Sicherheitsaspekten über Mobilität, bis zur allgemeinen Stadt- und Baustruktur reicht. Das reicht von stark ausgebauten und kostenlosem (Pendler)Nahverkehr, bis zur Verschmelzung von Arbeiten und Wohnen durch Co-Working-Hubs – wodurch der Individualverkehr fast vollständig aufgegeben wird. Es geht um die Entwicklung von Gemeingütern, oder alternativ um die fast vollständige Verantwortungsabgabe an staatliche Verwaltungen.

Alles in allem ein absolut lesens- und nachdenkenswerter Ausblick in mögliche Entwicklungen unserer Gesellschaft. Mit jeweils sehr unterschiedlichen Herausforderungen, für die es Lösungen zu finden gilt.

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Rózsa April 5, 2014 um 17:06

FÜNF SZENARIEN

1. 10 JAHRE GEWINN
Die Milliardäre, Spekulanten, Banken schreiben ihre Kredite bei den Nationalstaaten ab, weil sie fürchten, bei totalem Kollaps alles zu verlieren. Je mehr Unruhen, desto mehr Abschreiben – Jahr zu Jahr. In EU-Großstädten eskalieren die Demonstrationen, aber die Polizei lokalisiert die Krawallen, landesweit hält die Ordnung. Die Regierungen lassen’s auf’s Außeste kommen: in letztem Moment geben nach. Dank Abschreibungen mit neuen Schulden beruhigen die Massen, panem et circenses. Der Normalbürger fliegt nicht mehr nach Mallorca, aber hat sein TV und Bier. EU gewinnt Zeit, aber auf den Straßen von Berlin, Paris, London herrscht permanenter Bürgerkrieg – wie in Israel.

2. OKTOBER-REVOLUTION 2.0
Linksextreme Partei gewinnt die Wahlen. Nimmt und gibt: mit Gewalt führt Planwirtschaft ein, enteignet, limitiert Besitz und Gehälter – schafft aber Staatsarbeitsplätze, verteilt Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Ein gezähmter Kommunismus á la Chavez. Einbuß an Freiheit und Wohlstand, aber alle arbeiten wieder. Die EU zerfällt, die Grenzen werden wieder dicht gemacht, jeder Staat soll eigene Probleme lösen. Der Verbrauch wird drastisch gesenkt, der Staat versucht mit inneren Rohstoffquellen auszukommen, Kohleminen werden wieder geöffnet, Zugtiere und Menschenkraft wird eingesetzt; Rikschen, Fahrräder dienen als Transportmittel.

3. ARMAGEDDON – BARBAREI
Gleichzeitig mehrere unglückliche Umstände treten auf: extreme Partei an der Macht beginnt selbstmörderische Wirtschaftspolitik, Klima spielt verrückt: Dürre ruiniert Landwirtschaft, Panik: die Bankkunden wollen plötzlich Ware für Geld und Wertpapiere, Öl- und Rohstoffpreise drastisch steigen. Die Regierungen können nicht mehr entgegensteuern, Aktien fallen, die Autofabriken machen zu: Wirtschaftskrise kommt. Massen bleiben ohne Arbeit, aber wollen so leben, wie bisher. Armenaufstand: Luxusautos werden auf den Straßen zerstört, Massen stürmen die Villen der Reichen. Trotz Ausnahmezustand das Militär versagt gegen riesige, weitverbreitete, wütende Massen. Europa in Flammen. Rückfall in Barbarei: das Land versinkt in Chaos und Zerstörung. Hunger und Krankheit vernichtet die Menschen Bewaffnete Banden kämpfen miteinander um die restliche Reserven, bis sie auch verbraucht werden. Danach: tote Stille – nur Krähen, Ratten und Katzen. Nur zufällig überleben einige trainierte und vorsorgende Menschen in Wäldern und Bergen – sie fangen neu an.

4. UNGARN: SZENARIO MILOSEVIC
Infolge Kostensteigerung, Arbeitslosigkeit, Einwanderung wächst die Unzufriedenheit. Extreme Parteien versprechen wieder Wohlstand und Ordnung – die Wähler fallen rein. Die Rechtsradikale Regierung führt Diktatur ein: enteignet die Reichen und die Juden, die Zigeuner sperrt in Getthos ein, die Demokraten ins Gefängnis. Verteilt Häuser und Land an die Armen, sperrt die Grenzen, zettelt Krieg gegen Slowaken und Rumänen an, um Gebiete zurückzuerobern. Das Land wird aber isoliert, nach 6-8 Monaten die Reserven werden aufgebraucht, tritt Not ein. Das Militär gibt nicht auf: das Land wird zum Frieden bombardiert.

5. LEBEN IN REGIONEN
Der Regierungen gelingt’s die Bevölkerung zu Verbrauchseinschränkung zu bringen. Das Not, die Verteuerung, die Arbeitslosigkeit bewirkt ein Lebenswandel. Die Verschlechterung kam stufenweise, so hatte man Zeit für Umstellung. Der wahnsinnige Waren- und Personentransport hört auf. Welthandel ist passé. Die Migration kehrt sich um, von Stadt zu Land. Das Leben zieht sich in die Regionen zurück. Bezahlt wird mit Regionsgeld. Warentausch kommt wieder: Lebensmittel gegen Öl, Kohle, Metalle, Werkzeuge. Kleineisenbahnen verbinden Städte mit Land. Das Land wird gleichmäßig bewohnt. Neue Gemeinschaften entstehen, so ist das Leben billiger und menschlicher. Jeder hat Arbeit: bestellt seinen Garten, baut Haus und Werzeuge. Zugtiere sind wieder da. Bevor die Großfabriken stillgelegt werden, werden langlebige Güter und Werkzeuge hergestellt (Eternity Devices). Die übrigbleibende Rohstoffreserven dienen nur zur Aurechterhaltung von Landesverteidigung und Notdienst.

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