Sexy Bürgerbeteiligung: Wohin geht die Zukunft?

von Steffen Greschner am 10. April 2013

Wie wird Bürgerbeteiligung sexy? Wie lässt sich der Erfolg von Beteiligungsprojekten messen? Das sind zwei große Fragen, denen man sich in den nächsten Jahren wird stellen müssen, wenn (online)Beteiligungsverfahren nicht nur ein kurzes Strohfeuer in einer Phase allgemeiner politischer Hilflosigkeit sein sollen.

Einen spannenden Ausblick dazu hat Rolf Lührs von Demos gebloggt. Er sieht eine der Hauptaufgaben in einer verbesserten Usability der Plattformen und in der Integration von Funktionalitäten und Funktionsweisen, wie sie bisher hauptsächlich in der Game-Industrie angewandt werden:

Dabei stehen drei – ursprünglich in der Gameforschung (vgl Ermi & Mäyrä 2005, pdf)– entwickelte Aspekte der Immersion im Vordergrund:

  • challenged based: durch die gemeinsame Lösung von Problemen in Interaktionen
  • sensory: durch die audiovisuell anspruchsvolle Präsentation von Inhalten bspw. in 3-D- Welten
  • imaginary: durch die Identifikation der Nutzer mit Charakteren oder Geschichten

Diese Immersionsdimensionen konsequent für Bürgerbeteiligungsprojekte im Bereich der Stadt- und Raumplanung zu nutzen, scheint mir ein vielversprechender Weg zu sein, um E-Partizipation attraktiver für die Nutzer werden zu lassen.

Ein weiterer und aus unserer Sicht beim aktuellen Stand fast wichtigerer Punkt ist die wissenschaftliche Aufarbeitung durchgeführter Projekte. Solange nicht klar messbar ist, ob und wie sich Beteiligungsverfahren überhaupt auswirken, werden sie auch in Zukunft ein Überzeugungstäter-Schattendasein führen. Wirkliche Entwicklung ist ohne die richtige Messgrößen aber nur schwer möglich. Rolf Lührs schlägt folgende Fragestellungen zur Bewertung vor:

  • Welche Bevölkerungsgruppen werden erreicht und warum?
  • Werden neue Brücken zwischen Regierenden und Bürgern geschlagen?
  • Welche Risiken und nicht intendierten Folgewirkungen gibt es?
  • Welchen Einfluss hat die Teilnahme an Open Government Projekten auf die Einstellung der Bürger gegenüber der Regierung?

Wir würden einen wichtigen Punkt hinzufügen, der zwar unter den demokratischen Gesichtspunkten nur wenig populär ist, aber sowohl auf politischer, wie auch auf Bürgerseite eine wichtige Rolle spielt:

  • Wie hat sich die Beteiligung finanziell ausgewirkt?
  • Wurden Kosten gespart oder sind zusätzliche Kosten entstanden?

Selbst Beteiligungsverfahren mittlerer Größe schlagen schnell mit mittleren fünfstelligen Summen zu buche. Das schreckt nicht nur politische Entscheider, sondern auch Kritiker auf Seiten der Bevölkerung immer wieder ab, bzw. ist eines der Todschlagargumente gegen eine Ausweitung oder die dauerhafte Integration von Beteiligungsverfahren.

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