Direktwahl à la Baden-Württemberg: Name vs. Kreuz

von Steffen Greschner am 26. Oktober 2011

In Baden-Württemberg passieren seit Stuttgart21 manchmal seltsame Dinge: Tunnels werden in öffentlichen Abstimmungen zum Bud-Spencer-Tunnel, es gibt auf einmal einen grünen Ministerpräsidenten und am letzten Wochenende wird ein paar Kilometer vor Stuttgart auch noch fast eine Bürgermeisterin gewählt, die noch nicht einmal auf der Liste stand – einfach nur, weil die Nürtinger das so wollten und das auf Facebook und anderswo eifrig verbreitet haben. Das macht den alteingesessenen Parteien langsam Angst:

Während die parteilose Bürgermeisterin Claudia Grau bei Facebook und Twitter gepusht wurde, schaltete Amtsinhaber Otmar Heirich von der SPD Zeitungsanzeigen, um die Bürger von der Wahl seiner Konkurrenten abzubringen.

Dass Grau aber, ohne je kandidiert zu haben, so gut abschnitt, bereitet Parteien Unwohlsein. Grau kletterte allein durch die Internet-Kampagne in der Bürgerzustimmung von sechs Prozent im ersten Wahlgang auf 32 Prozent im zweiten.

32 Prozent der Wähler haben also anstelle eines Kreuzchen einfach deutlich lesbar CLAUDIA GRAU auf den Wahlzettel geschrieben. Das Wahlrecht lässt das zu und schon sind alle Listen, Wünsche und Pläne der Parteipolitik Makulatur. Claudia Grau beteuert dagegen ganz offiziell, dass sie das weder wollte, noch unterstützt hat:

Ich wusste von der Internet- und E-Mail-Kampagne lange Zeit nichts. Bekannt wurde mir dies erst, als ich von Herrn Oberbürgermeister Heirich und von einzelnen Gemeinderäten darauf hingewiesen wurde.

Der jetzige Bürgermeister sieht hinter der Bewegung dagegen irgendetwas zwischen Verschwörung und linken Kräften. Nur den Wunsch nach direkterer Demokratie kann er dahinter beim besten Willen nicht erkennen:

Der 60-jährige OB Heirich hatte hinter der „undemokratischen“ und „befremdlichen“ Internet-Aktion Leute „aus der links-alternativen Ecke“ vermutet. Der Politikwissenschaftler Wehling warnt davor, solche Initiativen vorschnell abzutun. Das sei nur mehr die „Angst der älteren Generation“. „Frau Grau war ja keine Spaß- oder Phantasiekandidatin, sondern eine, der man das Amt zugetraut hätte.“ Das, so Wehling, habe eine andere Qualität als etwa die Netz-Posse um das Bud-Spencer-Bad in Schwäbisch Gmünd. „Bloß drauf schimpfen“ sei als Antwort unzureichend. Wehlings Prognose: Das wird vermutlich die Zukunft.“

Die komplette Geschichte, von der Entstehung bis zur Nachbetrachtung, steht auch im Blog des Nürtinger Stadtrates Peter Rauscher.

{ 1 Kommentar }

Rocky Mai 15, 2014 um 12:11

ich auch… ;-) Aber ich finde auch, die Natur kf6nnte auch in echt jetzt mal anfangen wideer ein wenig grfcn in die Landschaft zu zaubern ;-) Ganz liebe Grfcdfe und ein schf6nes Wochenende wfcnscht Katharina von den 3fcberfre4uleins

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