Wissenschaft erforscht das Potential der Piratenpartei

von Steffen Greschner am 3. September 2012

Ist der Zulauf der Piratenpartei ein kurzfristiger Trend oder lässt sich daran eine langfristige Veränderung der politischen Landschaft ablesen? Dieser Frage sind Wissenschaftler verschiedener Disziplinen nachgegangen.

Die Ergebnisse, die in Auszügen bei der Deutschen Welle nachzulesen sind, bestätigen unsere bisherige Einschätzung (Suchen ist der eigentliche Job der Piraten):

Doch dieses Potenzial hätten die Piraten selbst womöglich noch gar nicht richtig erkannt, sagt Claus Leggewie, Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen. Das Erfolgsrezept der Piraten liege eindeutig darin, dass sie ihren Wählern eine unmittelbare “Teilhabe am politischen Prozess” ermöglichten, sagt auch sein Kollege Christoph Bieber von der Uni Gießen.
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“Der Weg, Politik von unten zu organisieren, ist im Prinzip der richtige”, ergänzt Leggewie. Das Prinzip der Liquid Democracy, also der “Verflüssigung der Demokratie”, könne mehr Bürger auf direkte Art an der Politik beteiligen. Wie starre politische Strukturen aufgelockert werden, fasziniert den Politikforscher: “Liquidieren also auch im Sinne von abschaffen – das finde ich interessant, wie sozusagen aus dem Deutungsbauch der Gesellschaft neue politische Formate entstehen.” Die Piraten seien ein Produkt der neunziger Jahre, einer Zeit “der Entstaatlichung, der Privatisierung, der Deregulierung”.

Anstatt sich immer wieder dem medialen Druck und den Forderungen nach der Ausarbeitung eines Vollprogramms (Chance der Piraten: Systementwicklung statt Vollprogramm) zu beugen, wäre die Positionierung als Bürger-Lobby, als Netzwerkorganisation, die den Bürgern Mitsprache einräumt ohne dabei zwangsläufig für eine bestimmte politische Richtung zu stehen, wohl der größte Fortschritt.

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